Hinterm Horizont geht´s weiter...
Wie Menschen mit seelischen Störungen Barrieren
erleben / mit Barrieren leben
von Karl-Heinz Pehe
Beitrag zur 16. Fachtagung (21.4.2005) des Landschaftsverband Rheinland
(LVR)/Umweltamt und der Natur- und Umweltschutz-Akademie des Landes
Nordrhein-Westfalen (NUA). Bei den Vorabsprachen zu diesem Beitrag ging man
davon aus, dass mir
- ...als Lehrer für Biologie und Physik die
Umweltproblematik vertraut ist und ich so einen leichteren Zugang zur
Zielgruppe dieser Veranstaltung habe,
- ...ich eine psychiatrische Diagnose habe, die
mich zu einem „psychisch Kranken“ machte,
- ...die Veranstalter der Meinung waren, dass
ich mit dieser Vorgeschichte auf dieser Tagung gut aufgehoben sein müsste.
Damit
ist der Fahrplan für meinen Beitrag vorgegeben: Ich werde mich dem
Tagungsthema also von zwei verschiedenen Ausgangspunkten her nähern.
Vermutlich gibt es nicht wenige unter Ihnen, die jemanden kennen, der wegen
einer psychischen Störung in die Psychiatrie gekommen und aus seinem
Horizont vorübergehend oder auch ganz entschwunden ist. Ich gehöre zu den
Glücklichen, die - mehr bereichert als beschwert - wieder zurückgekehrt
sind. Ich lebe heute ein normales Leben als aktiver Lehrer für Biologie und
Physik an einem Krefelder Gymnasium und habe (mindestens noch) ein zweites
Leben als Selbsthelfer*) unter psychiatrieerfahrenen Menschen, die sich mit
der Rückkehr in eine zunehmend komplizierter werdende Normalität schwerer
tun als ich. Bin recht munter auf der Grenze und fühle mich im Niemandsland
zwischen verschiedenen Welten zuhause. Die Beantwortung der Frage, ob ich
„psychisch krank“ bin in einem medizinischen Sinne oder einfach nur anders,
so wie jeder von Ihnen anders ist, gebe ich einmal an Sie zurück, um
zugleich ganz grundsätzlich zu fragen, ob eine Seele (Psyche) überhaupt
krank werden kann. Verletzte, gekränkte, geknickte oder verzweifelte Seelen,
die wird jeder von Ihnen kennen, weil er selbst einmal verletzt, geknickt
oder verzweifelt war, aber krank in einem medizinischen Sinne? - Nehmen wir
den Begriff „psychisch krank“ also zunächst als ein Konstrukt mit Folgen.
Dazu später mehr.
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